Kastenwagen auf der Landstraße mit Bergpanorama

Kastenwagen im ADAC Test: Fiat Ducato, Ford Transit, Mercedes Sprinter

5 min Lesedauer

Kastenwagen werden als Campingfahrzeug immer beliebter Und das ist auch kein Wunder! Dank kompakter Maße, gutem Handling und Fahrkomfort lassen sie sich  durch jeden Großstadtdschungel bugsieren. Doch welche Basis fährt sich am angenehmsten? Welcher Innenraum ist am wohnlichsten? ADAC Freizeit Mobil wollte es genau wissen. Für den großen ADAC Vergleichstest hat sich die Redaktion die beliebte Kategorie bis 6 Meter Länge mit dem klassischen Grundriss Heckbett quer ausgesucht.

Inhaltsverzeichnis

Keine Wohnmobilklasse hat in den letzten fünf Jahren so stark zugelegt wie die Kastenwagen. Bei einem Marktanteil von mehr als 35 Prozent unter den Wohnmobilen sind sie Publikumsmagnet auf allen Messen. Die Hersteller reagieren auf den Boom mit enormer Modellvielfalt, innovativen Grundrissen und unterschiedlichen Basisfahrzeugen. Da war es höchste Zeit, dass sich der ADAC einige beliebte Modelle mal genauer anschaute!

Kastenwagen im großen ADAC Vergleichstest

Als Basis für den Test dienten ein Fiat Ducato, ein Ford Transit und ein Mercedes Sprinter. Diese werden laut Zulassungsstatistik am häufigsten geordert. Getestet wurden Carthago Malibu 600, Karmann Dexter Go! 560 und Bresler 591 DF. Carthago und Karmann waren mit etwa 130 PS und Handschaltung vergleichbar motorisiert, der Bresler stand nur mit 163-PS-Maschine und Automatikgetriebe zur Verfügung.

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Carthago-Malibu

Carthago Malibu – Alltagsfahrzeug und Transporter zugleich

Schon als der Carthago Malibu auf dem ADAC Testgelände in Landsberg angeliefert wird, zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Man sieht ihm seine Herkunft aus der Aulendorfer Edelschmiede an, die ausschließlich auf den Fiat Ducato als Basis setzt. Die 2015er-Ducato-Modellgeneration wurde an der Front überarbeitet. Spitzbübisch grinst die schwarze Kühlermaske aus der in Wagenfarbe lackierten Frontschürze. Das sieht gut aus. Unschöne Kratzer an den Stoßfängern dürften aber im Alltag unvermeidlich sein.

Plus für Positionierungen, Minus für die Armaturen

Im Fahrerhaus beeindruckt die gute Sicht durch die große Frontscheibe. Die Sitzposition ist allerdings für Großgewachsene etwas zu hoch. Der Blick auf die Armaturentafel bringt eine Enttäuschung: Die Ablesbarkeit der Instrumente hat sich seit dem Facelift verschlechtert, zudem spiegeln sich die hellen Blenden der Luftauslasskanäle in der Windschutzscheibe.
Positiv: Alle Schalter sowie der Lenkstockhebel sind gut positioniert. Zwischen Fahrer- und Beifahrersitz ist genügend Platz, auch zu den Türen hin. Das ist wichtig, wenn man die Vordersitze zur Dinette hin umdrehen will. Die Sitze in der ersten Reihe kamen beim Fiat gut weg. Sie sind mehrfach verstellbar und auf längeren Strecken bequem.

Toller Bergabfahrassistent, aber schwache Bremsen

Mit der 130-PS-Dieselmaschine ist der Fiat ausreichend motorisiert, das Aggregat arbeitet kultiviert, allerdings bei höheren Drehzahlen sehr laut. Im Stadtverkehr und bei Bergetappen nervt die recht hakelige Schaltung. Die Getriebeabstufung ist sinnvoll, der 6. Gang könnte allerdings etwas länger übersetzt sein. Überraschung beim Tritt in die Eisen: Die Bremsen sind gut dosierbar, kein Fading – also kein unerwünschtes Nachlassen der Bremswirkung.
Der Bremsweg ist aber mit mehr als 47 m zu lang, was zu einer deutlichen Abwertung in dieser Testkategorie führte. Auch die Motorbremswirkung ist dürftig. Doch gut, dass es den seriellen Bergabfahrassistenten „hill descent control“ gibt. Er ermöglicht Fahrten bis 50 Prozent Gefälle, ohne Bremse oder Gaspedal zu betätigen.

Platzwunder Heckbereich

Technisch raffiniert ist das Bad, in dem eine schwenkbare Toilette den WC- und Duschbereich variabel gestaltet. Leider ist der Duschboden nicht rutschhemmend. Punkteabzug gibt es auch für die nicht normgerechte Platzierung der 230-V-Steckdose unter dem Oberschrank. Die Küche beeindruckt mit großen Auszügen und zweifachen, gut sichernden Verschlüssen. Der Heckbereich ist ein echtes Stauraumwunder. Klappt man die beiden Betthälften nach oben, lassen sich sogar eine Waschmaschine oder ein Fahrrad transportieren. Dank der abgesenkten low-bed-Konstruktion ist der Einstieg niedrig und bequem. Doch kein Vorteil ohne Nachteil: Das low-bed lässt im sehr beengten Gaskasten darunter nur zwei 5-kg-Flaschen zu. Und auf die nicht angeschlossene zweite Gasflasche kann nicht, wie vorgeschrieben, die Schutzkappe gesetzt werden.

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Dexter Go! 560 – Toller Fahrkomfort, nicht so toller Sitzkomfort

Beim Ford Transit der 2014er-Generation erinnern Armaturentafel und Bedienung sehr an einen Ford-Pkw: sparsamer Motor, komfortables Fahrwerk und sichere Fahreigenschaften. Das überzeugt die Tester! Die Schaltung ist ein Traum, sie liegt griffgünstig und lässt sich wunderbar bedienen. Die Getriebeübersetzung ist auf Sparsamkeit ausgelegt, was, kombiniert mit dem 125 PS Motor, in manchen Fahrsituationen ein Zurückschalten notwendig macht. Für einen Transporter fährt er angenehm leise. Nur in den Kurven wankt der Dexter deutlich. Gute Wasser- und Batteriekapazitäten ermöglichen autarkes Reisen.

Konstruktionsmängel in der Praxis

Weniger gut ist beim Dexter Go! die Dinette. Sie ist leider viel zu klein geraten, und der Fahrersitz lässt sich nur umständlich zum Tisch hin drehen. Ein Erwachsener kann hier nicht mal für eine kurze Strecke sitzen, ohne dass der Tisch im Weg ist. Beim Einbau von Kindersitzen stört er ebenfalls. Das Heckbett ist niedrig positioniert, leider nicht gut unterlüftet. Durch Hochklappen des Lattenrosts ergibt sich ein variabler, geräumiger Heckstauraum. Waschmaschine oder Fahrrad passen hier auch rein. Und dann noch etwas Skurriles aus dem Testprotokoll: Der Luftauslasskanal direkt gegenüber dem Kühlschrank bläst heiße Luft direkt in die Kühleinheit oder direkt in den geöffneten Kühlschrank. Das sollte unbedingt geändert werden.

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Bresler 591 DF – Super Fahrkomfort im Mercedes Sprinter

Mercedes bietet mit seinem Sprinter ein überzeugendes Grundfahrzeug für Wohnmobile. Der Dresdener Wohnmobilausbauer Bresler Mobile setzt auf den 316 CDI für seinen 591 DF. Im Test beeindruckt die sehr gelungene Motor-Getriebe-Kombination mit dynamischen Fahrwerten dank der 163 PS. Das ist für längere Autobahnfahrten von Vorteil, um LKW stressfrei überholen zu können. Das Fahrwerk des Sprinters zeigt im Test den ausgewogensten Federungskomfort, dank Stabilisatoren werden Wank- und Nickbewegungen verhindert. Die mehrfach einstellbaren Sitze sind bequem, auch auf langen Strecken. Schade nur, dass das komfortable Sitzen nicht lange anhalten dürfte, denn mit nur 75 Liter Kraftstofftank hat der Bresler im Test die geringste Reichweite.

Weniger Stauraum als die Konkurrenz

Der Zugang zum Aufbau ist sehr beengt, mit einer Einkaufskiste in den Händen kommt man nicht hinein, auch wegen der hohen Stufe. Der Möbelausbau aus leichtem Pappelholz ist solide. In der Küchenzeile vermissen die Tester mehr Ablageflächen. Leistungssstark hingegen der Kompressorkühlschrank. Im Bad geht es eng zu, die Kopffreiheit für Camper mit einer Größe von mehr als 1,80 Metern ist eingeschränkt. Die WC-Sitzbank ist bequem. Das Eckwaschbecken aus nicht verstärktem Kunststoff verzieht sich beim Bedienen der Armatur. Weiteres Manko: Das Bad hat zu wenig Stauraum. Apropos: Der Heckstauraum unter dem Bett ist zwar großzügig bemessen, lässt sich aber nicht so variabel nutzen wie beim Malibu oder Dexter. Und die Waschmaschine oder das Fahrrad passen auch nicht hinein. Das ist irgendwie schade.

Ausführlicher Test

Fotos: Rasmus Kaessmann

Letzte Aktualisierung: 22/02/2024
Author: Thomas Nitsch